Die geschichtliche Entwicklung Wiesmoors
Anfang des 20. Jahrhunderts entschloss sich der Preußische Staat, das zwischen Aurich und Wilhelmshaven gelegene 12.000 ha große unbewohnte Hochmoorgebiet - das Wiesmoor - industriell abzutorfen und für die Besiedelung zu erschließen. Die hierbei anfallenden großen Torfmengen sollten in einem Kraftwerk zur Stromerzeugung verwandt werden. Im Jahre 1907 siedelten sich die ersten Einwohner im noch unerschlossenen Wiesmoor an.
Im Jahre 1909 konnte das Torfkraftwerk Wiesmoor als eines der ersten Dampfturbinenkraftwerke Norddeutschlands in Betrieb genommen werden. Auf der Suche nach einer zusätzlichen Torfverwertung kam man 1925 auf den Gedanken, eine Gewächshausanlage für den Anbau von Gurken und Tomaten zu errichten und diese Anlage vom Kraftwerk aus zu beheizen.
Bis in die 60er Jahre bildete der Verbund der Wiesmoor-Betriebe der Nordwestdeutschen Kraftwerke AG Hamburg "NWK", mit Torfgewinnung, Kraftwerk, Gärtnerei und Landwirtschaft, die wichtigste Grundlage Wiesmoors. Der Torf wurde maschinell mit Großbaggern der NWK gewonnen, die bis zu 60 ha Moor im Jahr abtorften.
Die Bewohner Wiesmoors und der Umgebung fanden jahrzehntelang vor allem in der lohnintensiven Torftrocknung Arbeit. Die Riesenmengen von Presstorf wurden in dem 13-MW-Kraftwerk bis 1966 zur Stromerzeugung verwendet. Die Torfgewinnung wurde zu diesem Zeitpunkt eingestellt. Das Torfkraftwerk mit seinen beiden hohen Schornsteinen musste abgerissen werden. An seiner Stelle errichtete die NWK ein 26-MW-Gasturbinenkraftwerk. Dieses bedeutete für Wiesmoor einen entscheidenden Strukturwandel. Während das Torfkraftwerk mit seinen Verbundbetrieben annähernd 1000 Menschen Arbeit gab, wurde das automatisierte Gasturbinenkraftwerk vom Kraftwerk Emden der NWK ferngesteuert.
Lange bevor die Torfgewinnung eingestellt wurde, lautete das Konzept dafür, durch Industrieansiedlung, Erwerbsgartenbau und Fremdenverkehr Arbeitsplätze in ausreichender Zahl bereitzustellen.
Die Gewächshäuser der Gemüsegärtnerei waren inzwischen veraltet und wurden 1965 abgebrochen. Die NWK baute an gleicher Stelle eine moderne Großgärtnerei zur Erzeugung von Topfblumen. Gleich nach dem 2. Weltkrieg entstand auf abgetorften Moorflächen die Gärtnereisiedlung "Hinrichsfehn". Die dort ansässigen Gärtner haben sich 1964 zur "Nordwest-Blumen- Gartenbaugenossenschaft" zusammengeschlossen.
Das Wappen am Rathaus, das einen Birkhahn und einen Blitz zeigt, symbolisiert entscheidende Abschnitte in der Geschichte Wiesmoors. Der Birkhahn steht für das noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts unwegsame Wiesmoor, in dem er in großer Zahl beheimatet war, der Blitz weist auf die Elektrizität hin, die bis zum Jahr 1995 in Wiesmoor erzeugt wurde.
Wiesmoor hat sich inzwischen zu einem Einkaufszentrum im mittelostfriesischen Raum entwickelt. 1977 erhielt Wiesmoor die Anerkennung als "Staatlich anerkannter Luftkurort" und 2006 zum 100. Geburtstag die Ernennung zur „Stadt".
Auf die Förderung des Fremdenverkehrs hat Wiesmoor seit eh und jeh besonderes Augenmerk gelegt. Damit auch der Gast die Gärtnerkunst erleben kann, lädt während der Saison von März bis Oktober die im Jahr 1969 erbaute und im Jahr 2012 umgestaltete "Blumenhalle" zum Verweilen ein. Die Wiesmoorer "Blumenhalle" bietet einen farbenprächtigen Überblick über die Vielzahl der Pflanzenkulturen, die in Wiesmoor gezogen wurden.
Höhepunkt einer jeden Saison ist das jährliche am 1. Wochenende im September stattfindende "Blütenfest" mit der Wahl der Blütenkönigin und einem "Blumenkorso" aus Millionen von Blüten.
Auch fehlt es nicht an Freizeitangeboten, denn Wiesmoor verfügt neben einem Hallenbad, dem Badesee "Ottermeer", Tennisfreiplätze, einer Erlebnisgolfanlage und einem 27-Loch-Golfplatz über ein ausgedehntes Wander- und Radwegenetz.
Wasserwanderer und auch Angler haben mit dem Nordgeorgsfehnkanal und dem Ems-Jade-Kanal ideale Möglichkeiten. Eine Kanalfahrt mit dem Fahrgastschiff "MS Wiesmoor", bei der noch handbetriebene Schleusen durchfahren werden, wird zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Wer mehr über die Entstehung und den Abbau des Moores erfahren möchte, kann unter Anleitung erfahrener "Moorpioniere" das "Moorvogt-Diplom" erwerben. Auf spaßige Art vor ernstem Hintergrund werden den Gästen das Moor und seine Eigentümlichkeit näher gebracht.