Mit dem Rad durch Wiesmoor
Wie gut kann ich in Wiesmoor eigentlich Fahrrad fahren? Was kann verbessert werden, um einen Umstieg vom PKW auf das Fahrrad attraktiver zu machen?
Diese Fragen bilden die Grundlage für die Erarbeitung eines Radverkehrskonzeptes, denn die Stadt Wiesmoor fokussiert aktuell den Klimaschutz auch im Bereich der Mobilität.
Ein Arbeitskreis bestehend aus unterschiedlichen Fachbereichen der Stadtverwaltung hat sich zum Ziel gesetzt, ein Radverkehrsnetz auszubauen, das Radfahrende ihre Zielpunkte im Stadtgebiet über kurze, direkte und sichere Verkehrswege erreichen können. Eine fahrradfreundliche Infrastruktur soll zum umweltfreundlichen Radfahren animieren. Dieses Ziel soll betrachtet werden und zur Verbesserung des Radverkehrs in Wiesmoor führen. Dazu hat die Stadtverwaltung ein Planungsbüro beauftragt mit deren Hilfe ein Konzept entwickelt werden soll.
Auf Basis einer umfassenden Bestandsaufnahme und -analyse soll das Konzept Vorschläge zur Gestaltung des gesamtstädtischen Radwegenetzes unterbreiten, welches einerseits alle 11 Ortsteile für den Alltagsverkehr möglichst direkt miteinander verbindet und andererseits Routen anbietet, die das Erleben der Landschaft und der Sehenswürdigkeiten in den Vordergrund stellen.
Öffentlichkeitsbeteiligung
Bei der Erarbeitung des Radverkehrskonzeptes wurden politisch und fachlich an der Radverkehrsplanung
Beteiligte sowie die Bevölkerung als Nutzerinnen und Nutzer auf mehreren Ebenen eingebunden. Die Beteiligungsformate wurden sowohl in Präsenz als auch digital angeboten.
- Als Startschuss der Erarbeitung des Radverkehrskonzeptes wurde eine Auftaktveranstaltung durchgeführt.
- Über die Online-Plattform „Wegedetektiv“ wurde der Bevölkerung die Möglichkeit zur kartenbasierten Rückmeldung ortskonkreter Vorschläge und Mängel gegeben.
- Ein Fragebogen lieferte Aufschluss über das Stimmungsbild zum Radverkehr in der Stadt Wiesmoor.
- Ein Arbeitskreis, bestehend aus Mitarbeitenden der Verwaltung, politischen Vertreterinnen und
Vertretern, Angehörigen von Interessenverbänden, sowie Straßenbaulastträgern und der Polizei hat die Erarbeitung des Konzeptes fachlich begleitet. - Beim 1. Ostfriesischen Fahrradtag in Aurich waren die Stadt Wiesmoor und das Ingenieurbüro IRS mit einem Stand vertreten, um die Aktivitäten der Stadt Wiesmoor zum Radverkehr zu bewerben.
Die Inhalte und Ergebnisse der Formate werden im Folgenden zusammengefasst. Die Ergebnisse des Fragebogens sind detailliert als PDF abrufbar. Der Rückmeldungen des Wegedetektives können weiterhin unter folgendem Link eingesehen werden: https://www.wegedetektiv.de/wiesmoor
Die Auswertung der bisherigen Aktivität des Arbeitskreises kann mit Rücksicht auf den laufenden Prozess zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht detailliert beschrieben werden. Mitwirkende des Arbeitskreises sind Herr Bürgermeister Lübbers, Vertreterinnen und Vertreter der Verwaltung der Stadt Wiesmoor sowie auch der politischen Fraktionen des Rates, die Straßenbaulastträger (Landkreis Aurich und NLStBV Aurich), die Polizei, der ADFC sowie weitere Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Interessengruppen. Ziel des Arbeitskreises ist die fachliche Rückkopplung der Zwischenergebnisse sowie die konsensorientierte Entwicklung von Leitlinien und Zielen für den Radverkehr, die im Wesentlichen auch auf den Rückmeldungen der Öffentlichkeit basieren. Die hier veröffentlichten Informationen umfassen ausschließlich die Auswertung der Öffentlichkeitsbeteiligung, ohne Filterung durch das Ingenieurbüro oder die Verwaltung der Stadt Wiesmoor. Im weiteren Prozess werden die Hinweise berücksichtigt und verarbeitet, wobei die konkreten Handlungsempfehlungen von den hier gezeigten Inhalten abweichen können.
Auftaktveranstaltung
Zu Beginn der Bearbeitungsphase des Radverkehrskonzeptes wurde am 05.10.2021 eine öffentliche Auftaktveranstaltung in der Aula der KGS Wiesmoor durchgeführt. Aufgrund der zu diesem Zeitpunkt durch die Corona-Pandemie bestehenden Einschränkungen stand eine beschränkte Anzahl an Plätzen zu Verfügung, für die eine Anmeldung vorab notwendig war. Alle zur Verfügung stehenden Plätze waren ausgebucht.
Ziel der Veranstaltung war, im persönlichen Kontakt die Bedürfnisse der Bevölkerung zu Beginn des Prozesses herauszustellen, das Wissen zu aktuellen Entwicklungen im Radverkehr zu schärfen, auf die weiteren online-basierten Beteiligungsformate hinzuweisen und einen Überblick über den Prozess der Erarbeitung des Radverkehrskonzeptes zu geben.
Abbildung: Auftaktveranstaltung in der Aula der KGS
Quelle: Foto IRS
Nach einigen begrüßenden und inhaltlich einleitenden Wortenvon Herrn Bürgermeister Sven Lübbers zu Bestrebungen der Stadt Wiesmoor hinsichtlich des Radverkehrs wurden das Projektteam vorgestellt, die Rahmenbedingungen und Grundlagen des Radverkehrs im Alltagsradverkehr vorgetragen und die Vorgehensweise für die Erstellung des Radverkehrskonzeptes für die Stadt Wiesmoor vorgestellt.
Abbildung: Rückmeldungen bei der Auftaktveranstaltung
Quelle: Foto IRS
Die Beteiligungsformate für interessierte Bürgerinnen und Bürger, die in Form eines Fragebogens und des Online-Tools „Wegedetektiv“ im Anschluss an die Veranstaltung möglich waren, wurden erläutert, vorgeführt und es wurde zur Teilnahme aufgerufen.
Die Fragen und Anregungen der Anwesenden wurden im persönlichen Gespräch wahrgenommen und besprochen. Weiterhin wurden schriftliche Rückmeldungen eingebunden, hierzu lagen während der Vorträge und offenen Diskussion Kärtchen an den Plätzen aus. Anschließend wurden an Stellwänden auf Kartengrundlagen der Stadt Wiesmoor weitere ortskonkrete Rückmeldungen aus dem Kreis aller Anwesenden gegeben und besprochen.
Im Fokus der Beiträge standen vor allem die Verkehrssicherheit beim Radfahren in Wiesmoor sowie der Bedarf nach attraktiven Verbindungen innerhalb und zur Kernstadt. Vor allem die Situation entlang der Hauptstraße (B 436) inkl. der Kreuzungen und Einmündungen im Zentrum zeigte sich aus der Sicht der Anwesenden als größtes Handlungsfeld. Weiterhin standen die Bereiche Schulstraße, Grenzweg, Jannburger Weg und Amselweg im Vordergrund vieler Rückmeldungen.
Die gewonnenen Eindrücke werden in die Erstellung des Radverkehrskonzeptes eingebunden.
Wegedetektiv
Der Wegedetektiv ist ein Online-Tool, welches es ermöglicht, kartenbasierte Rückmeldungen zu ortskonkreten Punkten oder Streckenabschnitten zu geben. Um das Wissen der Wiesmoorer Bevölkerung bei der Erstellung des Radverkehrskonzeptes zu nutzen und zu berücksichtigen, wurde die Nutzung des Wegedetektives angeboten und beworben. Innerhalb des Nutzungszeitraums vom 05.10.2021 bis zum 31.01.2022 gingen insgesamt 320 Rückmeldungen ein, die im Einzelnen durch die Verwaltung der Stadt Wiesmoor sowie das Ingenieurbüro ausgewertet wurden.
Die Abbildung zeigt einen Auszug der Rückmeldungen im gesamten Stadtgebiet. Jede Rückmeldung ist durch Stecknadeln und Linien gekennzeichnet. Die Abbildung 3 zeigt einen Detailauszug der Rückmeldungen im Bereich des Wiesmoorer Zentrums.
Die Rückmeldungen sind im Anlagenband A vollständig tabellarisch dargestellt. Der Verwaltung der Stadt Wiesmoor wurde darüber hinaus eine GIS-Datei mit allen Rückmeldungen und der kartografischen Verortung derselben für die weitere Verarbeitung übersandt.
Auswertung
Es ist erkennbar, dass sich die meisten Hinweise und Vorschläge am Hauptverkehrsstraßennetz in der Stadt Wiesmoor orientieren. Hier stehen vor allem die Hauptstraße (B 436) im Zentrum sowie die Verbindungen in Richtung Friedeburg und Vossbarg entlang der B 436 im Fokus der Bevölkerung. Weiterhin wurden viele Rückmeldungen zur Wittmunder Straße (L 12) und Oldenburger Straße (L 12) gegeben sowie weitestgehend zu allen wichtigen kommunalen Hauptstraßen. Auch die ortsteilverbindenden Straßenzüge sowie die Verbindungen der Ortsteile mit dem Zentrum stellen einen Schwerpunkt der Rückmeldungen dar.
In der Kernstadt Wiesmoor orientieren sich die Rückmeldungen allem voran entlang der klassifizierten Straßenzüge Hauptstraße (B 436), Wittmunder Straße (L 12), Oldenburger Straße (L 12), Neuer Weg (K 105) sowie der zentralen Verbindungen wie z.B. Grenzweg, Amselweg, Amaryllisweg, Kornblumenweg, Schulstraße, Birkhahnweg und weiteren Straßenzügen.
Entlang der oben genannten Bereiche wurden vor allem Mängel an der Infrastruktur (Breiten, Oberflächenbelag) und die Art der Radverkehrsführung gerügt. An allen dieser Straßen missfallen vor allem viele benutzungspflichtige Führungsformen, wie z.B. in der Pollerstraße, in der Schulstraße oder im Amaryllisweg. Aber auch nicht-benutzungspflichtige Wege („Gehweg + Radverkehr frei“) stehen in der Kritik (z.B. Amselweg, Neuer Weg). Allen voran wird jedoch die Hauptstraße (B 436) am häufigsten genannt. Vor allem die Radverkehrsführung in Verbindung mit der Situation an den Einmündungen entlang der Hauptstraße sind an diesem Punkt der Auswertung ganz deutlich hervorzuheben, hier sind weitaus die meisten Rückmeldungen zu Verbesserungswünschen eingegangen. Fehlende Radwege (z.B. Hauptwieke I, Bentstreeker Straße), fehlende oder verbesserungswürdige Beleuchtung (z.B. Freilichtbühnenstraße, Oldenburger Straße (L 12)) sowie notwendiger Grünschnitt wurden für viele Straßenzüge und Knotenpunkte bemängelt.
Entlang der Straßen in Wiesmoor, wo der Radverkehr teilweise oder ausschließlich im Mischverkehr mit den Kfz auf der Fahrbahn stattfindet, konzentrieren sich die Rückmeldungen zu Konflikten mit dem Kfz- Verkehr. Für viele Straßenzüge werden die aktuell zulässigen Höchstgeschwindigkeiten sowie auch die gefahrenen Geschwindigkeiten als zu hoch wahrgenommen und es wird in diesen Bereichen eine Reduzierung der zulässigen Geschwindigkeiten bzw. Einhaltung der Geschwindigkeiten gefordert. Hier fallen vor allem der Amselweg, Birkhahnweg, Schulstraße, Bentstreeker Straße und die Mullberger Straße auf.
Häufiger genannte Probleme im Zuge von Querungen wurden vor allem im Bereich Hauptstraße (B 436) / Kornblumenweg / Zufahrt Behrends aufgeführt. Auch am Knotenpunkt Oldenburger Straße (L 12) / Amselweg / Mullberger Straße, am Knotenpunkt Wittmunder Straße (L 12) Amaryllisweg / Schulstraße sowie am Knotenpunkt Neuer Weg (K 105) / Freilichtbühnenstraße / Am Ottermeer häuften sich die Rückmeldungen. Im Bereich der Schleuse des Nordgeorgsfehnkanals in der Relation Freilichtbühnenstraße – Schulstraße wurde mehrfach eine Überquerungsmöglichkeit für den Radverkehr gewünscht. Auch die weiteren Schleusen stehen im Blickpunkt der Rückmeldungen, diese für den Radverkehr nutzbar zu gestalten.
An weiteren vielen Stellen im Stadtgebiet wurde die mangelnde Überquerbarkeit der Hauptverkehrsstraßen angemerkt, teilweise mit Bezug zur Nutzung von Fahrradanhängern (zu geringe Breite/Tiefe von Mittelinseln) oder die Querung stärker befahrener Straßen durch Schulkinder.
Abstellanlagen wurden schwerpunktmäßig am Marktplatz / ZOB, in der Innenstadt vor allem im direkten Umfeld der Geschäfte sowie an der Blumenhalle / Erlebnisgolf vorgeschlagen. Gleichzeitig wurden Anforderungen an die Qualität von Abstellanlagen hervorgehoben (Anlehnbügel, Beleuchtung, Wetterschutz, etc.).
Einige Maßnahmenvorschläge betreffen Radfahrrouten im Nebennetz des Kfz-Verkehrs, was bspw. die Routen entlang der weniger befahrenen Straßenzüge entlang der Kanäle betrifft (z.B. Hauptwieke II, entlang des Nordgeorgsfehn-Kanals). Die Umgestaltung der Schulstraße oder der Mullberger Straße zu Fahrradstraßen gingen als Vorschläge hervor. Auch der auf der Nordseite der Hauptstraße verlaufende Abschnitt (Parkplätze), gegenüber des Rathauses wurde als potenzielle Fahrradstraße genannt. Die Marktstraße wurde als unübersichtlich und unsicher bewertet. Der Ausbau des Grenzweges für den Radverkehr ist eine weitere häufige Rückmeldung.
Einige der Beiträge können nicht unmittelbar mit der Aufstellung des Radverkehrskonzeptes berücksichtigt werden. Dies betrifft einerseits einige (gute) Vorschläge zu Netzergänzungen, die ausschließlich dem Freizeitverkehr zuzuordnen wären und für den Alltagsradverkehr aufgrund der fehlenden Verbindungsfunktion relevanter Ziele und / oder der fehlenden sozialen Sicherheit („Quer-Feld-ein“) nicht geeignet sind. Mit der Zielrichtung des Radverkehrskonzeptes, den Alltagsradverkehr zu fördern, werden diese Hinweise thematisch zunächst ausgeklammert, stehen jedoch nachträglich für die Stadt Wiesmoor zur Verfügung. Andere Hinweise beschreiben örtliche Mängel, die in den Bereich der laufenden Radwegunterhaltung fallen (z.B. Laub, Grünschnitt, vereinzelte Schlaglöcher, etc.). Auch diese Hinweise werden der Stadt Wiesmoor als Daueraufgabe nachträglich zur Verfügung.
Fragebogen
Ein weiterer Baustein der Öffentlichkeitsbeteiligung war die Durchführung einer Fragebogenaktion. Der Fragebogen war für den Zeitraum von fünf Wochen vom 05.10.2021 – 14.11.2021 online abruf- und ausfüllbar und darüber hinaus in Papierform im Rathaus erhältlich. Ziel der Fragebogenaktion war, einen strukturellen Eindruck von der Wiesmoorer Bevölkerung zu erlangen, was im Detail die folgenden übergeordneten Punkte betrifft:
- Hinweise zur Fahrradnutzung (Entfernungen, Fahrradtypen, Fahrtzwecke, Häufigkeit der Nutzung, Wetterabhängigkeit, ich würde das Fahrrad häufiger nutzen wenn…., Bike & Ride)
- Zufriedenheit der Befragten (z.B. zu Sicherheit, Komfort, Radverkehrsnetz, Bike & Ride)
- Nennung der persönlich wichtigsten Verbindungen
- Nennung von Wünschen zum Radverkehr in Wiesmoor
Die Rückmeldungen als Darstellung individueller Erfahrungen stellen einen wichtigen Baustein der weiteren Planungen dar. Diese sind insbesondere für die Bewertung des subjektiven Sicherheitsempfinden und des wahrgenommenen Komforts bei der Fahrradnutzung elementar und können dabei helfen, geeignete Maßnahmen zu identifizieren, die das Radfahren in Wiesmoor für mehr Menschen attraktiver werden lassen können.
Die Auswertungsergebnisse zu jeder Frage sind im Anlagenband A einsehbar. Die wichtigsten Erkenntnisse werden im Folgenden zusammengefasst.
Teilnehmerstruktur
Insgesamt wurden 264 „gültige“ Fragebögen ausgewertet, die zu mindestens 50% beantwortet wurden. Die Werte können in Anbetracht der Teilnehmeranzahl und -struktur der Befragten keine repräsentative Stichprobe in Bezug auf die gesamte Bevölkerung in Wiesmoor darstellen. So wurden nur sehr wenige Fragebögen von Personen unter 18 Jahren und über 65 Jahren beantwortet; zusammen kommen diese Altersgruppen auf ca. 11 % der ausgewerteten Fragebögen. Im weiteren Prozess der Radverkehrsförderung sollten die Bedürfnisse diese Personengruppen daher besonders in die Planungen einbezogen werden.
Die Befragten waren zu ca. 55% weiblich. Etwa 47 % der Befragten waren zwischen 30 und 49 Jahren alt und ca. 27 % zwischen 50 und 65 Jahren alt, den Altersgruppe unter 18 sind ca. 2 % und unter 30 ca. 17 % aller Rückmeldungen zuzuordnen und die Altersgruppe über 65 Jahre ist mit einem Anteil von 9 % vertreten.
Die meisten Teilnehmenden gab an, in Wiesmoor-Mitte (ca. 36 %) zu wohnen. Die weiteren Teilnehmenden verteilen sich auf die Wohnorte Mullberg (ca. 17 %), Wiesederfehn (ca. 15 %), Hinrichsfehn (ca. 10 %), Wilhelmsfehn I (ca. 6 %), Auricher Wiesmoor II, Marcardsmoor, Wilhelmsfehn II (je ca. 3 %) sowie Rammsfehn und Vossbarg (je ca. 2 %) und Zwischenbergen (ca. 1 %).
Hinweise zur Fahrradnutzung
Die Teilnehmenden der Fragebogenaktion sind mit zusammen ca. 64 % überwiegend Menschen, die das Fahrrad täglich oder mehrmals wöchentlich nutzen. Ca. 19 % nutzen das Rad wöchentlich und ca. 16 % gelegentlich.
Während ein großer Anteil der Teilnehmenden angibt, das Fahrrad ganzjährig und witterungsunabhängig zu nutzen, beschränken sich andere auf „gutes Wetter“ oder auch die „helle“ Jahreszeit zwischen etwa März und Oktober.
Für den Weg zur Arbeit oder zur Schule nutzen etwa 39 % das Fahrrad. Etwa 88 % der Befragten gaben an, das Fahrrad in der Freizeit zu nutzen und etwa 71 % nutzen das Fahrrad für alltägliche Wege wie zum Einkaufen, für Besorgungen oder Arztbesuche.
Die Verknüpfung des Fahrrads mit dem ÖPNV (Bike & Ride) ist sehr gering ausgeprägt. Etwa 90 % der Befragten gaben an, das Fahrrad nie mit dem ÖPNV zu kombinieren. Lediglich 6 % kombinieren die beiden Verkehrsmittel gelegentlich. Dies ist vor allem auf die fehlenden Verbindungen zu den nächsten Bahnhöfen sowie auf die geringe Taktung des ÖPNV in Wiesmoor zurückzuführen. Die Kombination von Fahrrad und ÖPNV dürfte bei den Schulverkehren vermutlich höher liegen.
Die Auswertung der Entfernungen, die grundsätzlich mit dem Fahrrad zurückgelegt würden, zeigt auf, dass vor allem im Entfernungsbereich bis zu 7 km (50 %) und im erweiterten Bereich von 8 bis zu 10 km (ca. 26 %) eine hohe Bereitschaft zur Fahrradnutzung angegeben wird. Doch auch weitere Entfernungen waren für viele der Befragten realistisch: So gaben etwa 22 % an, das Fahrrad prinzipiell auch für Entfernungen über 10 Kilometern zu nutzen. Hieraus ist erkennbar, dass die Fahrradnutzung in Wiesmoor in Bezug auf die Entfernungen der Ortsteile untereinander und zum Stadtzentrum ein hohes Potenzial aufweist – insbesondere vor dem Hintergrund des stark steigenden Anteils elektrischer Antriebe im Radverkehr.
Auf die Frage, unter welchen Umständen das Fahrrad häufiger genutzt würde, fordern etwa 40 % aller Teilnehmenden ein besser ausgebautes Wegenetz, wobei deutlich die Verbesserung der Infrastruktur zur besseren Erreichbarkeit und der Verkehrssicherheit in der Innenstadt im Fokus stehen. Auch die Forderung nach guten Abstellanlagen sowie Angebote zum Dienstradleasing sind zentrale Anliegen der Rückmeldungen zu diesem Punkt.
Mit Ausnahme von 2 Teilnehmenden, die kein eigenes Fahrrad besitzen und einer Enthaltung sind be allen weiteren Befragten eigene Fahrräder im Besitz. Der Großteil der (hauptsächlich) genutzten Fahrräder konzentriert sich auf City-, Trekking- und Hollandränder (ca. 60 %) sowie Pedelecs und S-Pedelcs (zusammen ca. 42 %). Weitere genutzte Radtypen sind Mountainbikes (ca. 6 %), Rennräder (ca. 4 %) sowie Lastenräder (ca. 3 %) und Klappräder (ca. 1 %). Aufgrund der Möglichkeit für Mehrfachantworten (305 Antworten bei 264 ausgewerteten Fragebögen) kann teilweise von einer durchmischten Radnutzung bei Mehrfachbesitz ausgegangen werden.
Zufriedenheit der Befragten
Radfahren in Wiesmoor wird hinsichtlich des Spaßfaktors eher neutral bewertet. Die meisten der Befragten äußerten, sich als Radfahrer eher nicht oder nicht ausreichend als Verkehrsteilnehmer akzeptiert zu fühlen.
Dies bestätigt die Auswertung der Verkehrssicherheit: Diese wird durchschnittlich neutral bewertet, wobei vor allem an Einmündungen und Kreuzungen ein höheres Unsicherheitsempfinden deutlich wird. In Bezug auf die Straßen, welche als besonders unsicher empfunden werden, stich besonders die Hauptstraße / B 436 (insgesamt 168 Nennungen) hervor. Weitere Teilbereiche wie die Verbindung Richtung Wiesederfehn / Friedeburg mit 19 Nennungen und die Kreuzung Behrends / Kornblumenweg mit 17 Nennungen ebenfalls häufig benannt wurden. Weiterhin wurden der Amselweg (26), die Schulstraße (25), die Oldenburger Straße (20), der Birkhahnweg und Grenzweg (je 19) und der Kornblumenweg (16) am häufigsten genannt.
Schlechter schneidet die Bewertung des Komforts beim Radfahren in Wiesmoor ab: Die Aussage „Die Radwege sind ausreichend breit, komfortabel und sicher“ wurde durchschnittlich mit nur 2,5 von 6 möglichen Zustimmungspunkten bewertet.
Die Bewertung des Radverkehrsnetzes schneidet hingegen etwas besser ab, bleibt aber dennoch eher neutral. Die Erreichbarkeit des Zentrums wurde mit einer Bewertung von 3,9 eingeschätzt. Interessant ist die stärker ausgeprägte Regelkenntnis unter den Befragten im Radverkehr: Durchschnittlich 3,9 Zustimmungspunkte erhielt die These „ich kenne die Unterschiede zwischen den verschiedenen Möglichkeiten, den Radverkehr zu führen“, wenngleich anzunehmen ist, dass viele der Teilnehmenden eine hohe Affinität zum Radverkehr haben und dieser Wert nicht repräsentativ auf die gesamte Bevölkerung Wiesmoors bezogen werden kann.
Die Verknüpfung der Fahrradnutzung mit anderen Verkehrsmitteln erscheint den Befragten ebenfalls als deutlich verbesserungswürdig. Vor allem die nutzbaren Verbindungen sowie als auch die Taktung wird mit 2,0 und 1,9 Punkten schlecht bewertet. Die vorhandenen Abstellanlagen werden eher neutral bewertet.
Nennung der wichtigsten Verbindungen
Für die Befragten ist die Erreichbarkeit des Zentrums von Wiesmoor von herausgehobenem Interesse. Am wichtigsten stellt sich dabei die Anbindung der Wohngebiete und Ortsteile an die Innenstadt mit den zentralen Zielen und Einrichtungen wie z.B. dem Schulzentrum heraus. Auch die Verbindungen zu den weiteren Schulen, Kindertagesstätten und Freizeiteinrichtungen sind von Bedeutung. Hinsichtlich der Anbindung der Nachbargemeinden stellt sich Friedeburg als am häufigsten genannte
Verbindung dar. Weitere genannte Orte außerhalb Wiesmoors sind Remels, Aurich und Horsten.
Nennung von Wünschen zum Radverkehr
Auf die Frage „Was sollte im Allgemeinen in Bezug auf den Radverkehr umgesetzt werden, damit Sie häufiger/lieber Rad fahren?“ konnten die Teilnehmenden bis zu drei Maßnahmen benennen. Die Antworten wurden verschiedenen Kategorien zugeordnet. Die überwiegende Anzahl der genannten Antworten bezog sich mit 370 Nennungen dabei auf die Verbesserung des Radnetzes und der Infrastruktur. Dazu zählen z.B. der Aus- und Neubau von Radwegen, Instandhaltungs- und Ausbesserungsmaßnahmen oder die Verbreiterung von Radwegen.
68 Nennungen ergaben sich zur Verbesserung der Verkehrssicherheit, 59 Nennungen zur Reduzierung von Konflikten des Radverkehrs mit dem Kfz-Verkehr, 15 Nennungen zur Verbesserung der Erreichbarkeiten sowie weitere Nennungen, die keiner der zuvor genannten Kategorien zugeordnet wurden.
Am Ende der Befragung konnten die Teilnehmenden 3 allgemeine Wünsche zum Radverkehr äußern, um die sich die Stadt Wiesmoor vorrangig kümmern sollte.
Die Wünsche konnten frei formuliert werden und wurden thematisch zusammengefasst. An vorderster Stelle mit 63 Nennungen wurde der Wunsch nach möglichst „eigener“, ausreichend breiter und intakter Infrastruktur genannt. Der Wunsch nach höherer Verkehrssicherheit (an Kreuzungen, Entflechtung Fuß- /Radverkehr, Mülltonnen, Überholabstände) wurde 26-mal genannt. Dieser Wunsch deckt sich in Bezug auf die Motivation der Befragten in etwa mit dem vorherigen Wunsch. Dies trifft auch auf einige weitere Wünsche zu, die jedoch allgemeiner formuliert sind (z.B. „Anbindung Wiesederfehn an die Mitte“) und eine Reihe von Wünschen beinhalten.
Viele Rückmeldungen gab es vor allem hinsichtlich der Verbesserung der Beleuchtung von Straßenzügen und Radverkehrsanlagen (49 Nennungen) sowie zur Instandhaltung und Pflege von Radverkehrsanlagen (Instandhaltung, Reinigung, Winterdienst verbessern, Beseitigung Bewuchs, Schlaglöcher, Laub; 48 Nennungen).
Resümee
Der Zusammenhang der Zufriedenheit mit dem vorhandenen Angebot der Radinfrastruktur und der gefühlten, subjektiven Verkehrssicherheit wird damit auch durch die vorliegende Befragung bestätigt. Der relativ hohe Anteil elektrifizierter Fahrräder in Wiesmoor lässt darauf schließen, dass alle Quellen und Ziele in Wiesmoor grundsätzlich in Radentfernung liegen und somit ein hohes Potenzial für mehr Radverkehr besteht.
Die Herausstellung der als besonders unsicher empfundenen Straßenzüge wie auch der wichtigsten Verbindungen der Befragten deckt sich im Wesentlichen auch mit den Rückmeldungen des Wegedetektives und sollte im Folgenden für die Priorisierung der Handlungsschwerpunkte herangezogen werden. Die Frage, welchen Stellenwert das Fahrrad in Wiesmoor gegenüber dem Kfz-Verkehr einnehmen sollte, wurde mit 4,5 von 6 möglichen Punkten bewertet und setzt ein vergleichsweise klares Statement aus Richtung der Befragten.
Ostfriesischer Fahrradtag in Aurich
Am Sonntag, dem 15.05.2022 fand in der Innenstadt von Aurich auf dem Marktplatz der 1. Ostfriesischer Fahrradtag statt, bei dem die Stadt Wiesmoor zusammen mit dem Ingenieurbüro Roelcke & Schwerdhelm präsentierte. Neben der Vorstellung der touristischer Ziele lag der Fokus auf dem Radverkehrskonzept. Ergebnisse der Öffentlichkeitsbeteiligung, grundsätzliche Entwicklungen des Radverkehrs sowie das methodische Vorgehen bei der Erstellung des Wiesmoorer Radverkehrskonzeptes wurde interessierten Besuchern vorgestellt und diskutiert.
Vor allem das Interesse und Gespräche mit Personen aus dem Umfeld von Nachbarkommunen der Stadt Wiesmoor bestätigten dabei den eingeschlagenen Weg der Stadt Wiesmoor.
Auch der niedersächsische Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz Olaf Lies besuchte zusammen mit dem Landrat des Landkreises Aurich Olaf Meinen sowie weiteren politischen Vertreterinnen und Vertretern den Stand der Stadt Wiesmoor und zeigte sich interessiert und wohlwollend an dem in Aufstellung befindlichen Konzept.
Wiesmoorer konnten aktiv beim Radkonzept mitwirken
Beim Radverkehrskonzept der Stadt Wiesmoor konnten die Wiesmoorer sich einbringen.
Wir möchten eine fahrradfreundliche Infrastruktur für Wiesmoor schaffen, damit noch mehr Bürger mit dem Fahrrad fahren und dadurch aktiv am Klimaschutz teilnehmen, heißt es von der Stadtverwaltung. Um dies zu erreichen, hat die Stadt Wiesmoor im Juni 2021 ein Planungsbüro damit beauftragt ein Radverkehrskonzept für Wiesmoor zu erarbeiten. Ein wichtiger Bestandteil dieses Verfahrens soll die Beteiligung der Bürger sein.
Die Auftaktveranstaltung zur Bürgerbeteiligung fand am Dienstag, den 5. Oktober im Forum der KGS Wiesmoor statt.
Neben einer allgemeinen Einführung zum Radverkehrskonzept und Informationen zu den Beteiligungsmöglichkeiten wurde im Rahmen der Auftaktveranstaltung auch ein Ausblick auf den Prozess und die Fertigstellung des Radverkehrskonzeptes für Wiesmoor gegeben. Dabei wurden aktuelle allgemeine Entwicklungen und Rahmenbedingungen der Radverkehrsförderung vorgetragen, die mit Blick auf die angestrebte Verkehrswende und die Attraktivierung des Stadtgebietes als Baustein der Mobilität in Wiesmoor für die kommenden Jahre relevant werden können. Exemplarisch wurden einige Herausforderungen in der Stadt Wiesmoor aus der Sicht des Radverkehrs gezeigt. Wenn Sie nicht an der Veranstaltung teilnehmen konnten, können Sie sich hier die Präsentation anschauen.
Die weitere Beteiligung der Öffentlichkeit, welche die Bürgerinnen und Bürger aktiv zum Mitmachen auffordert, findet in den kommenden Wochen nach der Auftaktveranstaltung vor allem online statt:
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